5. Etappe: Von Kutteslawitz nach Groß Tschernosek (Velké Žernoseky)


Die beiden letzten Etappen auf unserem Weg versprechen, kürzer zu werden. So starten wir entspannt in Kutteslawitz in Richtung Michzen (Myštice). Obstplantagen künden von der Tradition des Leitmeritzer Anbaugebietes. Wie immer, wenn der Weg ansteigt, lohnt sich ein Blick auf die Landschaft hinter uns, aber auch nach vorn, denn als wir den Sattel zwischen Goldberg (Liščín) und Kreuzberg (Křížová hora) erreichen, kommen langsam die Kegel jenseits der Elbe zum Vorschein, vor allem der südlicher gelegene Doppelgipfel der Hasenburg (Hazmburk) mit seinen markanten Türmen.

Gemütlich gedenken wir den Kreuzberg anzugehen, aber es ist ein ähnlicher Schinder wie tags zuvor der Geltsch. Glücklicherweise ist der Anstieg nicht so lang und eine kleine Pause nutzend gehen wir hinunter zur Aussicht am Rabenstein (Kavčí vrch), wo sich das Blickfeld langsam erweitert. Als wir den Gipfel des Kreuzberges erreicht haben, ist guter Rat teuer, denn wir möchten nicht den gleichen Fehler wie am Vortag begehen, sondern die Richtung wahren. Leider finden wir den Weg nicht, der direkt nach Skalitz (Skalice) hinunter führen müsste. So gehen wir entlang des Langen Berges (Dlouhý vrch), bis wir einen geeigneten Abgang finden.

Es ist inzwischen heiß geworden und so sind wir froh, daß der Weg nach Leitmeritz (Litomerice) durch den Leschkengrund ein wenig Schatten spendet. Der Weg ins Zentrum der alten Bischofsstadt Leitmeritz ist bei der Hitze unbequem. Als wir den Markt erreicht haben, tun wir ein bisschen städtisch, lassen uns schattig in einem Straßenrestaurant nieder, erfrischen uns für den weiteren Weg und beobachten ein wenig das luftige Treiben. Die restliche Strecke bis Groß Tschernosek (Velké Žernoseky) ist überschaubar, trotzdem ist der Weg auf der Straße hoch zur Radebeule (Radobýl) bei der inzwischen herrschenden Hitze sehr anstrengend. Natürlich gehen wir den Stich zum Gipfel, aber die Sicht trübt sich bei den hohen Temperaturen immer mehr ein, mit der Fernsicht geht es zu Ende.

Der alte Weg würde jetzt hinunter nach Pistian (Piešťany) führen, von wo eine Fähre den Wanderer über die Elbe trägt. Optisch können wir jedoch keinen Fährbetrieb wahrnehmen, außerdem breitet sich heute unterhalb der Radebeule ein See aus (Piešťanske jezero), so daß wir auf den bereits vorher gefaßten Entschluss zurückkommen und weiter nach Groß Tschernosek laufen. Man vermutet es schon, dort wächst der Wein (siehe Etappen 3 und 4). Während des Abstiegs beginnen ab Michelsberg (Michalovice) die Weinberge, man ahnt den Verlauf der Elbe, die sich hinter Groß Tschernosek durch die Porta Bohemica zwängt und nördlich zeigt sich am Hang der Ort Kamaik (Kamýk) mit seinem Wahrzeichen, einer Burgruine, die auf einem Basaltfelsen ruht, dahinter der Eisberg (Plešivec). Die Lokalität wird sofort für künftige Planungen vorgemerkt. Von Groß Tschernosek setzt eine Fähre hinüber nach Klein Tschernosek, von da läßt sich die letzte Etappe zum Milleschauer gut starten.

Zurück zum Wein. Schon im 13. Jahrhundert wurden in dieser klimatisch begünstigten Region von Mönchen Rebstöcke angepflanzt und sie brachten den Weinbau hier zur Blüte. Paudler (den ich gern zitiere) weiß darüber folgendes zu berichten:

'In Groß Tschernosek besaßen diese Mönche an Stelle des heutigen Schlosses ein Vorwerk, und sie sind auch die Urheber jener abenteuerlich gewundenen und verschlungenen Kellerräume, welche sich vom Vorwerke gegen den angelehnten Felsenhügel ziehen und von den Chronisten vielfach gerühmt und gepriesen werden'.

In diesem erwähnten Schloß befindet sich heute ein Weingut mit angeschlossener Pension. Hier haben wir uns einquartiert. Obwohl wir an diesem Abend die einzigen Gäste waren, wurde uns ein opulentes Abendbrot serviert und wir konnten dazu nach freier Wahl diverse Weine probieren (Grauer Burgunder, Zweigelt rose, Traminer). Wir hatten aber diesbezüglich vorher vorsichtig angefragt. Die Weine, die wir hier serviert bekamen, waren von aller erster Güte. Sie müssen nicht den Vergleich mit Qualitätsweinen aus anderen Regionen scheuen und ein Vergleich mit üblicher Handelsware verbietet sich gänzlich. Am Folgetag konnten wir auch noch die oben erwähnten Weinkeller besichtigen. Erfreulich auch, daß nach Angaben des Weingutes ca. 60 % der Produktion in der Region verkauft wird und in vier Pensionen konnten wir dies auch erleben. Daneben kann man im Hausverkauf Wein privat erwerben. Nicht vergessen wollen wir natürlich die Kontaktdaten zu diesem bacchantischen Quartier : http://www.zernosecke-vinarstvi.cz/de/ .



In der Reihe : Jungfrau (Panna), Dreiberg, Kelchberg


Sommerwiese am Goldberg


Im Hintergrund die Jungfrau


Aufgang zum Kreuzberg: alles blüht


Rastplatz am Rabenstein


Aussicht vom Rabenstein zu den nächsten Zielen : Radebeule, Lobosch, Milleschauer


Der Sattel zwischen Kreuzberg und Langen Berg ähnelt dem Drachenrücken auf dem Geltsch


Blick aus dem Leschkengrund auf Hasenburg und Radebeule


Der Radischken (Hradiště), hier gibt es ein tolles Wandergebiet 


Der Markt in Leitmeritz



Der Markt in Leitmeritz, Kelchhaus und Schwarzer Adler


Bischöfliche Residenz in Leitmeritz


Blick von der Radebeule nach Mirschowitz (Miřejovice) und zum Radischken


Blick von der Radebeule auf den Piešťanske jezero


Überflutungsgebiete der Elbe bei Leitmeritz nach dem letzten Hochwasser


Der Lobosch, nicht alle haben dafür keinen Blick


Gipfelkreuz auf der Radebeule


Blick zur Hasenburg


Burg Kamaik


Weinberg bei Groß Tschernosek


Elbe mit Porta Bohemica und ein Weingut in Groß Tschernosek (unten)



Historischer Weinkeller in Groß Tschernosek (Žernosecké vinařství s.r.o.)

Prolog
Etappe 1: Vom Jeschken nach Neuland
Etappe 2: Von Neuland über Reichstadt nach Böhmisch Leipa
Etappe 3: Von Böhmisch Leipa nach Neuland bei Auscha
Etappe 4: Von Neuland bei Auscha nach Kutteslawitz
Etappe 5: Von Kutteslawitz nach Groß Tschernosek an der Elbe
Etappe 6: Von Groß Tschernosek an der Elbe nach Kotzauer
Epilog

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